Theologische Anliegen
Konfessionalität
Man muss diese Zeitschrift auf dem Hintergrund der Auseinandersetzungen um die Bildung von Unionskirchen insbesondere in Preußen sehen. Guericke war ein führender Kopf der bekenntnistreuen Altlutheraner, die um ihrer Haltung willen von Staats wegen verfolgt oder zur Auswanderung gedrängt wurden. Konfessionalität heißt: Verwurzelung theologischen Denkens und Arbeitens im lutherischen Bekenntnis, das als Zusammenfassung und Verstehenshilfe für die Heilige Schrift verstanden wird, wobei das Bekenntnis stets herkommt und bestimmt wird durch die Bibel als der eigentlichen und alleinigen Erkenntnisnorm. Mit dem Schriftprinzip (sola Scriptura) (durchaus als Verbalinspiration) verbunden sind die anderen reformatorischen Exklusivpartikel (allein Christus, allein der Glaube, allein die Gnade). Lutherische Theologie ist immer genuin kirchliche Theologie im Unterschied zu manchen separatistischen Segmenten des Pietismus, zu dem es sonst manche Berührungen gibt. Allerdings wird das Kirchesein notwendig an den Bekenntnisstand geknüpft, was zum Widerstand gegen die faktische kirchliche und staatskirchenrechtliche Verfasstheit führen konnte.
Theozentrik
Charakteristisch für lutherisches Denken ist die konsequente Ausrichtung auf Gott als Ausgangs- und Zielpunkt der Theologie. Theologie ist insofern nicht zuerst menschliche Reflexion, sondern eher ein Widerfahrnis, ein Geschehen, das denkerisch und im Bekenntnis sowie Glaubensgehorsam nachvollzogen wird. Das erste Gebot, die Einsicht in das Geschöpfsein, die Wirkmacht des Evangeliums wird wesentlich durch das Gegenüber von handelndem Gott und empfangendem bzw. erst sekundär aktivem Mensch bestimmt.
Gesetz und Evangelium
Kennzeichnend für lutherisches Denken ist die Unterscheidung und Abfolge von Gesetz und Evangelium, Gericht und Gnade, Zorn und Barmherzigkeit Gottes. Das Evangelium wird als befreiende Botschaft erst verständlich, wenn deutlich ist, woraus die Befreiung notwendig ist.