Jahrbücher für Deutsche Theologie (JDTh)

Titel
Jahrbücher für deutsche Theologie. – Gotha ; Stuttgart : Besser. 1.1856 - 23.1878
Signatur UB Tübingen
Gd 369
ZDB-ID
534275-2
Herausgeber
August Dillmann (1823-1894); Carl Theodor Albert Liebner (1803-1871); (1809-1884); Friedrich Ehrenfeuchter (1814-1878); Maximilian Albert Landerer (1810-1878); Christian Palmer (1811-1875); Julius Wagenmann (1823-1890); Carl Weizsäcker (1822-1899).
Verlag
Besser (Gotha und Stuttgart): ein vorwiegend evangelisch-theologischer und pädagogischer liberaler Verlag. Publikationen des Verlages Besser.
Konfession
Evangelisch
Schule
Vermittlungstheologie
Complete journal

Theologische Anliegen

Ganzheitlichkeit

Der Name der Zeitschrift ist bewusst gewählt, weil der Herausgeberkreis (v.a. Dorner) sich dem Charakteristikum gerade der deutschen Theologie verpflichtet weiß. Während griechisches Denken v.a. die Tradition objektiver Wahrheiten betone und die römische Kirche auf Ordnung und Regeln abhebe, sei für das deutsche Volk ein tiefer gehendes „Heilsbedürfnis” und die Suche nach einer Kraft kennzeichnend, „welche die ganze Seele innerlich erfasse” (Bd. 1, S. 1).

Speziell die evangelische Theologie kann das leisten – der Ausgangspunkt der Reformation von Deutschland ist Hinweis genug (S. 2). Die Zentrierung auf das Rechtfertigungsgeschehen wird mit dem Bemühen, es gerade den deutschen Lesern als sozusagen wesensmäßig plausibel zu vermitteln, verknüpft: die Theologie kann „ihre Aufgabe nur richtig erfassen und glücklich lösen, wenn sie in immer erneutem, bewussterem Zusammenhange steht mit den göttlichen Lebenstrieben der Reformation ... Die deutsche Theologie steht in diesem Zusammenhang desto mehr, je vollständiger sie der neuen durch die Reformation beschrittenen Stufe sich allseitig bemächtigt, je mehr sie zu Einer großen und allseitigen Auslegung des Articulus stantis et cadentis ecclesiae wird” (S. 3).

Zur Ganzheit gehört der Zusammenhang von Materialprinzip (Heilige Schrift) und Formalprinzip („Rechtfertigung durch den Glauben an den von der h. Schrift bezeugten und vergegenwärtigten Christus”: S. 4). Der Zusammenhang von individueller Heilszueignung und Evangeliumszuspruch in der Gegenwart und Hoffnung auf Vollendung im kosmischen Ausmaß, also die Wiedergewinnung einer ausgeführten Eschatologie, ist ein Teilaspekt des ganzheitlichen Denkens (S. 19ff.).

Vermittlung zwischen Gegensätzen

Die Reformation hat nicht, wie von katholischer Seite nicht ganz zu Unrecht behauptet, „dem ‘Princip der Autorität’ die ‘individuelle Freiheit’ ” im Sinne von Subjektivismus oder Beliebigkeit entgegenzustellen versucht; vielmehr geht es um das „Suchen und Finden der einigen wahrhaft objectiven Autorität, des lebendigen sich offenbarenden Gottes” (S. 5). Dorner will sowohl die Weiterentwicklung der Lehre (z.B. durch eine stärkere Akzentuierung der Eschatologie) als auch eine Rückbesinnung auf die Wurzeln der Reformation (S. 24). Allerdings soll dies in der Weise wie bei Friedrich Schleiermacher geschehen, so dass die „objectiven Lehren” „dem evangelischen Geist nicht mehr halb fremd, sondern wahrhaft eigen” sind (S. 31). Zum Herausgeberkreis gehören Theologen, die sich von ihren Anliegen her auf unterschiedliche Schulen verteilen, aber in der Intention des Dialogs und der Suche nach einem gemeinsamen Nenner zusammenkommen.

Akzentuierung der Ethik

Ähnlich wie bei der Eschatologie wird ein Defizit der bisherigen Theologie in der notwendigen Verknüpfung von Dogmatik und Ethik gesehen. Jetzt soll die Theologie so weiter entwickelt werden, dass „das christlich ethische Princip als Seele durch den ganzen Organismus der Dogmatik hindurchdringt, ein weit mehr als bisher mit bestimmender Faktor in allen einzelnen Hauptdogmen wird” (S. 36; vgl. S. 46).

Siehe auch Monographien zur Vermittlungstheologie (SWB).