Das Universitätsarchiv Tübingen übernimmt aktiv nicht nur Nachlässe, auch zu Lebzeiten (Vorlässe) und Forschungsunterlagen eigener Professoren, sondern auch Nachlässe, Familienarchive und Sammlungen aus der Tübinger Umgebung oder mit Tübinger Vorgeschichte, z. B. Tübinger Professorendynastien. In der Regel gelangen die Nachlässe der Lehrenden ins Archiv derjenigen Hochschule, an der der Verstorbene zuletzt bzw. am längsten tätig war. Dem Universitätsarchiv Tübingen werden aber auch interessante Nachlässe von Nachkommen oder Außenstehenden angeboten und nach der Prüfung der Archivwürdigkeit und des Bezugs zu Tübingen gegebenenfalls einarbeitet. So findet sich in Tübingen auch das umfangreiche Familien- und Forschungsarchiv von Ludwig Binswanger. Es umfasst neben dem Verwaltungsschriftgut und den Patientenakten des früheren Sanatoriums »Bellevue« in Kreuzlingen/Thurgau bei Konstanz auch den schriftlichen Nachlass des für die Entwicklung der Psychoanalyse bedeutenden Schweizer Psychiaters Ludwig Binswanger (1881–1966). Das Binswanger-Archiv gehört zu den Beständen mit der stärksten internationalen Ausstrahlung. Die Digitalisierung erfolgt on demand, die Online-Stellung der Archivalien unter Berücksichtigung der personenbezogenen Sperrfristen.
Peter Schiffer: Nachlässe, in: Südwestdeutsche Archivalienkunde, Stand: 29.6.2017.
Hirschmüller, Albrecht / Schäfer, Volker: Die Binswanger-Bestände im Universitätsarchiv Tübingen und ihre Erschließung. In: Niemals müßig. Symposion aus Anlaß der Emeritierung von Professor Dr. Gerhard Fichtner am 19.12.1998 in Tübingen. hrsg. von Dietlinde Goltz / Albrecht Hirschmüller, Stuttgart 1999, S. 38–54.